Zur Vertiefung der Kongressinhalte wird es 3 Praxisforen geben, in der in kleiner Runde die Themen intensiv diskutiert werden können:

Die unbenannte non-verbale Gewalt durch Kommunikationsverweigerung

Die generationsübergreifende Weitergabe destruktiver Verhaltens- und Beziehungsmuster, mit der erlebten „Konfliktlösung durch Kontaktabbruch“, mit dem Erleben elterlicher Machtausübung wird dramatisch unterschätzt.

Unterschiedliche Formen von Gewalt, wie Kommunikationsverweigerung, Totstellreflex, passives Aussitzen, existenzbedrohende Falschbeschuldigungen. krasse Lügen etc. werden "normalisiert", banalisiert oder ignoriert. Auch aus Ratlosigkeit, wenn nach verbaler Zustimmung zu allen Empfehlungen über Monate und Jahre keinerlei Umsetzung erfolgt. Der Graben zwischen verbaler Ebene und Handlungsebene könnte in vielen Fällen tiefer nicht sein.

Moderation: Ursula Kodjoe


Großeltern im Spannungsfeld Familie 

Großeltern haben im Familiensystem eine besondere Rolle, sie ergänzen die Eltern und sind für die Kinder wichtige Bezugspersonen. Häufig führen eskalierende Familienstreitigkeiten dazu, dass der Kontakt zwischen Enkeln und Großeltern abbricht bzw. verboten wird. Dieser Kontaktabbruch führt zur Entfremdung bis hin zur feindseligen Ablehnung. Mehr als 150.000 Kinder in Deutschland verlieren jährlich den Kontakt zu einem Elternteil und damit verbunden zu den Großeltern. Die Leidtragenden sind die Kinder, die oft noch gar nicht in der Lage sind, die Zusammenhänge und Gründe hierfür zu verstehen. Spätestens wenn es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen um „das Wohl des Kindes“ kommt, ist es wichtig, dass sich alle „Parteien“ an einen Tisch setzen.

Das Praxisforum wendet sich an Betroffene und familiale Professionen und bietet Gelegenheit zum persönlichen und fachlichen Austausch.

Moderation: Annemie Wittgen, Bundesinitiative Großeltern (BIGE)


Was will denn die hier?
Herausforderungen für neue Partner/innen getrennt erziehender Eltern in Nachtrennungsfamilien 

Moderation: Dr. Charlotte Michel-Biegel / Angela Hoffmeyer


Einführungstext (von Charlotte Michel-Biegel) – Kurzversion in Arbeit

„Alles Verräter“ 

Pedro

Ich soll mich bei Eva entschuldigen – hat meine Mutter gesagt. Eva ist die neue Frau von Papa, na ja, seit 8 Jahren. Und jetzt soll ich mich entschuldigen. Ich war inzwischen 14 und sollte zur Konfirmation gehen. Meine Eltern hatte sich getrennt, als ich 6 Jahre alt war; das heißt: Papa ist gegangen. Jedenfalls habe ich das so gesehen. Er hat Mama und mich allein gelassen. Ich wollte nicht mehr mit ihm reden, meine Mama war immer so traurig. Sie hatte keinen Mann und Papa hatte Eva. 

Manchmal war ich an den Wochenenden bei Papa. Allerdings hatte ich Mama gesagt, dass ich nicht zu Papa will.  Ich bin dann auch immer sehr zögerlich aus dem Haus gelaufen, damit Mama nicht denkt, ich gehe gern zu ihm.  Als ich zurückkam, habe ich mich ins Zimmer verkrochen, damit Mama nicht merkt, dass es mir mit Papa gefallen hat. Papas Geschenke habe ich unter dem Bett versteckt.  Als Papa das erste mal mit Eva kam, war es für mich die Katastrophe. Sie saß auf dem Beifahrersitz. Auf Mamas Platz. Ich hab mich geweigert, einzusteigen. Ich glaube, Mama stand hinter dem Vorhang, ich konnte ihr das nicht antun. Papa hat auf mich eingeredet. Ich habe geschrien und geheult, habe mich auf den Boden geworfen und war nicht mehr zu beruhigen. Als endlich alle Nachbarn das Drama mitgehört haben, hat mich Papa wieder bei Mama abgeliefert. Danach wollte ich nicht mehr zu ihm. Eva war eine blöde Kuh. Das habe ich Papa gesagt. Ein halbes Jahr habe ich dann Papa nicht mehr gesehen. Später kam er wieder allein. Aber dann ist Eva in seine Wohnung gezogen und sie war manchmal da, wenn ich ihn besucht habe, und Mama mich hingefahren hat. Aber ich habe es ihr gezeigt. Im Klo habe ich nie abgezogen, das Essen hat mir nicht geschmeckt, Papa musste mir dann einen Döner holen, Ich habe ein Riesenglas Johannisbeersaft bestellt, welches mir dann auf den Esstisch gefallen ist, ich habe nicht mit Eva geredet, und wenn, habe ich sie nicht dabei angeschaut. Ich habe Mama, Oma, Opa, Tante Miriam und Onkel Theo erzählt, dass sie eine blöde Kuh ist. Später habe ich dann gemerkt, dass ihnen das gar nicht so gefallen hat. 

Eigentlich ist Eva ganz nett. Mama und Klaus (das ist Mamas Freund) haben sich einmal richtig lang mit Papa und Eva unterhalten. Und jetzt sollte ich mich entschuldigen. Sie wollen zusammen zu meiner Konfirmation kommen.

Das ist jetzt 5 Jahre her. Ich habe mich entschuldigt, bei Eva, bei Papa, bei Mama, bei meiner Familie, nur bei mir selbst gelingt das noch nicht so.